Altkanzlerin meldet sich zu Wort

16 Jahre war Angela Merkel Bundeskanzlerin Deutschlands. Auf der Leipziger Buchmesse legt sie offen, was aus ihrer Sicht die Meinungen in der Republik gespalten hat. 

Angela Merkel redet Klartext: Das hat zur Spaltung Deutschlands geführt

Ihr Auftritt dürfte der Höhepunkt der diesjährigen Leipziger Buchmesse sein: Angela Merkel. Die Bundeskanzlerin war am Samstagabend (29. April) zu Gast im Rahmen einer Veranstaltung der Messe und sprach dort Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der Zeit, über ihre Zeit im Kanzleramt und die Folgen für Deutschland. Merkel lehnte es dabei ab, eine Mitverantwortung für die hohen Zustimmungswerte der AfD vor allem in Ostdeutschland zu übernehmen. Deren Erstarken führte die Altkanzlerin dagegen auf „politische Situationen“ zurück, die ihre Regierung „zu bewältigen gehabt habe“. Diese wiederum hätten „zu einer Spaltung der Meinungen in Deutschland geführt“. Sie habe dennoch kein Verständnis für Menschen, die demokratische Prinzipien verletzen. Merkel antwortete so auf eine Frage ihres Gesprächspartners di Lorenzo, ob ihre Politik etwas mit den Wahlergebnissen der AfD zu tun haben könnte. Zwar müsse man versuchen, Menschen, die nicht mehr an die Demokratie glauben würden, von den Werten einer freien Gesellschaft zu überzeugen. „Bei manchen Menschen ist es schwer, sie zurückzuholen“, räumte Merkel in Leipzig ein. Zu sprechen kam die Altkanzlerin auch auf 2015, das Jahr der sogenannten Flüchtlingskrise in Deutschland. Die Kritik, die an ihrem politischen Kurs entbrannte, sei ein Grund für sie gewesen, 2017 ein weiteres Mal anzutreten. „Ich haue nicht ab nach dieser Entscheidung“, habe Merkel sich selbst gesagt. Stattdessen habe sie weiterhin versucht, im Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern zu bleiben. „Ich bin ja nicht in meinem Kanzleramt versunken und habe das Haus nicht mehr verlassen“, so die ehemalige Regierungschefin. Nicht zufrieden zeigte sich Angela Merkel auch mit ihrer Bilanz, was die Förderung von Frauen in ihrer Amtszeit angehe.„Ich habe das Ziel, das ich gerne erreicht hätte, nicht erreicht“, so die CDU-Politikerin. Die Zahl der Frauen in ihrer Partei zeige, dass Frauen in der Vergangenheit nicht ausreichend gefördert worden seien. Dass es beispielsweise in der Wirtschaft weniger Frauen als Männer in Führungspositionen gebe, sei dramatisch. „Wir brauchen Parität - überall“, forderte Merkel. Das gelte auch für den Bundestag, „auf welchem Weg auch immer“. Mit Blick auf sich selbst falle es ihr auch heute noch schwer, sprachlich die weibliche Form zu verwenden, wie die Altkanzlerin berichtete. „In der DDR war ich Physiker. Ich war Diplom-Physiker, so stand es in meinem Diplom.“ Inzwischen habe sie sich angewöhnt, von sich als Physikerin zu sprechen. Ansonsten gendere sie nicht, sagte sie. „Ich halte mich immer an den Duden.“ (dil/dpa)

 

gekürzt eingestellt von HAM am 30.04.2023

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